Es gehen Mörder umher im Kiez. Sie morden aus Eifersucht, Habgier, Blödheit. Sie sind so nah, gleich drüben in der Putbusser Straße, mir wird angst. Die Sozialfuzzis können nichts verhindern, die Macht ist böse und schwarz und gefährlich für die, die im Brunnenviertel wohnen. Wer hier wohnt, ist Opfer, ist arbeitslos und verwest am Ende allein in seiner Wohnung. In der Putbusser Straße zum Beispiel.
Ich habe einmal in der Putbusser Straße gewohnt. Ich bin die Wege gegangen, die die Mörder (kamen sie aus Alt-Mitte oder aus dem Prenzlauer Berg?) gegangen sind. Bin ich in ihrem grausamen Fokus gewesen als ich einmal beim Norma einkaufen ging? Sollte der Sozialladen an der Ecke mein Grab werden?
Das sind Dinge, die ich Ullrich Wegerich gern einmal fragen würde. Ich wüsste auch gern, warum er mich arbeitslos gemacht hat, einsam und verloren? Warum lässt er mich nach dem glitzernden Mitte greifen, warum bin ich seine Krimileiche?
Der Autor hatte meinen Kiez auf dem Korn als er sein zweites Buch (Ullrich Wegerich: Berliner Macht, 2009, Königshausen & Neumann) schrieb. Er war seine Kulisse, er jagte seine Figuren durchs Brunnenviertel: von der Kita zum Gesundbrunnencenter, von der Putbusser Straße zur Brunnenstraße. Einmal nach Mitte und dann zurück in den Wedding.
Es ist komisch, wenn ein Buch so dicht an meine Haustür heranreicht. Ich weiß nicht genau, ob mich der Stempel, der dem Brunnenviertel im Dienste der Drucksache aufgedrückt wurde, aufregt oder nicht. Ich weiß nur: mir ist ein spannender, gut geschriebener Krimi in die Hände gefallen. Ich habe ihn gern gelesen und ich lese nun gleich noch den Erstling von Ullrich Wegerich. Der spielt in Charlottenburg. Mal sehn, wo dort die Mörder wohnen.